Morbus Dupuytren – Dupuytren-Kontraktur

Beim Morbus Dupuytren (morbus: lateinisch für Krankheit, Erkrankung) handelt es sich um eine gutartige Bindegewebserkrankung in der Handfläche. Guillaume Dupuytren (1777 – 1835, franz. Arzt und Chirurg) beschrieb erstmals um 1830 die chirurgische Behandlung der Veränderung, nachdem er als erster erkannt hatte, daß es sich nicht um eine Sehnenerkrankung handelt. Der Volksmund spricht allerdings noch heute von einer „Sehnenverkürzung“.

Betroffen sind meist Männer über 50, oft beidseitig. Aber auch Frauen können erkranken. Daneben treten die Veränderungen mitunter schon in früheren Lebensjahren auf. Ring- und Kleinfinger sind bevorzugt beteiligt, nicht selten auch der Mittelfinger. Aber auch an Daumen und Zeigefinger kann die Erkankung vorkommen. Häufig läßt sich die Erkrankung über mehrere Generationen zurückverfolgen. Neben dem gesicherten genetischen Einfluß wurden im Laufe der Zeit viele mögliche, bis heute nach wie vor nicht bewiesene Faktoren, als Auslöser diskutiert: am bekanntesten wohl die Alkohol-Krankheit. Auch die schwere Arbeitsbelastung der Hände alleine ist keine gesicherte Ursache.

Dupuytren

Dupuytren´sche Kontraktur

Charakteristisch ist das Auftreten von schmerzlosen Knoten in einer oder beiden Handfläche, aus denen sich, oft über Monate und Jahre, Stränge in Richtung einzelner Finger entwickeln, die im Laufe der Zeit eine Streckung des betroffenen Fingers mehr und mehr einschränken. Der Verlauf kann sehr unterschiedlich sein: Phasen relativ rascher Entwicklung folgen mitunter jahrelange Pausen, ehe ein weiterer Schub einsetzt. Es dauert oft Jahre, bis knotige oder strangartige Verhärtung auch zu einer Einschränkung der Streckfähigkeit von Grund- und -mittelgelenken führt. In der Regel wird erst im Stadium ständiger Behinderung eine Operation nötig. Konservative Maßnahmen, wie Salbenverbände, Medikamente, Krankengymnastik oder Massagen haben keine Aussicht auf Erfolg. Es wurden sehr viele Versuche einer konservativen Behandlung unternommen, in frühen Stadien stellte noch vor einigen Jahren die Röntgen-Bestrahlung der Handinnenfläche eine aussichtsreiche Therapieoption dar.

Die Standardbehandlung besteht allerdings nach wie vor in der operativen Entfernung des gesamten befallenen Gewebes (Fasziektomie). Es sollte hierbei nicht zu früh operiert werden, sondern erst, wenn es bereits zu beginnenden Streckbehinderungen der Finger (etwa ab 45 °) gekommen ist oder wenn Schmerzen bestehen. Eine weitere, minimalinvasive und gesicherte Option ist die Nadelfasziotomie, bei der allerdings die Stränge lediglich durchtrennt, nicht aber entfernt werden, so daß das Wiederauftreten der Veränderung häufig ist. Ein ähnliches Prinzip verfolgt auch die aktuellste Neuerung in Form der punktuellen enzymatischen Auflösung kleiner Strangabschnitte, so daß eine Lösung der Beugung möglich wird. Auch diese Methode sollte wegen des vergleichsweise raschen und nicht seltenen Auftretens von sog. Rezidiven (Wiederauftreten von Krankheitssymptomen) Fällen vorbehalten bleiben, die einer klassischen Operation nicht zugänglich sind, solange gesicherte Langzeiterfahrungen fehlen.

Der Eingriff erfolgt in der Regel in Allgemeinnarkose, da hier sehr gute Sichtverhältnisse, also ein blutarmes Operationsgebiet, erforderlich sind, um Gefäß- und Nervenverletzungen sicher vermeiden zu können. Dies setzt die Anwendung einer Oberarmblutsperre voraus. Auch regionale Betäubungsverfahren finden nicht selten Anwendung. In Ausnahmefällen kann auch eine lokale Betäubung mitunter ausreichen.
Da bei dieser Erkrankung sehr große individuelle Unterschiede in Ausprägung und Verlauf bestehen können, muß die Therapie ebenfalls individuell angepaßt werden. Wichtig ist in allen Fällen, nicht zu früh oder gar präventiv zu operieren. Da es sich um eine Systemerkrankung des Bindegewebes handelt, ist sie nicht grundsätzlich heilbar, so daß Symptome jederzeit auch wieder auftreten können. Und wie die Erfahrung zeigt, sehr häufig nach zu frühzeitigem Operieren.

Verwandte des Morbus Dupuytren und dementsprechend ebenfalls gutartige Bindegewebserkrankungen sind die sogenannten Fingerknöchelpolster (Knuckle pads) in Form von Hautverdickungen über dem Mittelgelenken der Langfinger oder derMorbus Ledderhose als mitunter schmerzhafte Knotenbildung an den Fußsohlen.