Schnellender Finger
Der sogenannte „schnellende Finger“ ist – genau genommen – kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern das Symptom einer chronisch verlaufenden entzündlichen oder degenerativen Veränderung der Fingerbeugesehnen und deren benachbarten Strukturen. So liegt ihm in aller Regel eine typische Sehnenscheidenentzündung zu Grunde.
Diese äußert sich zu Beginn oft nur in belastungsabhängig ziehenden Schmerzen im Verlauf der Beugesehne durch die Handfläche und schmerzhaften Bewegungseinschränkungen eines, manchmal auch mehrerer Finger insbesondere in den Morgenstunden. Im Anfangsstadium gehen die Beschwerden tagsüber wieder zurück und treten charakteristischerweise erst in längeren Ruhephasen mit Schwellungen der betroffenen Finger wieder auf. Auch das „Schnappen“ des Fingers als Zeichen einer bereits fortgeschrittenen Veränderung findet sich ebenfalls anfangs häufig nur morgens.
Die Entzündungen hinterlassen in Abhängigkeit von Dauer und Intensität auch nach Abklingen der akuten Beschwerden Verklebungen und Vernarbungen der Beugesehnen und deren Umgebung sowie Auftreibungen der Sehnen selbst, so daß es früher oder später an den natürlichen Engen des Sehnenverlaufes zu Störungen des Bewegungsablaufes kommt. Daher ist die Ursache für den „schnellenden Finger“ an typischer Stelle auf Höhe des Grundgelenkes des betroffenen Fingers lokalisiert, wo die Beugesehnen durch ein Ringband treten. Das Missverhältnis zwischen Sehnenumfang und Weite des Bandes führt zu einem ruckartigen Stocken des Sehnengleitens, meist bei der Streckung des Fingers aus dem Faustschluß. Mitunter kann aber auch der Finger nicht mehr gebeugt werden.
Die Therapie besteht meist in einem kleinen operativen Eingriff, bei dem in örtlicher Betäubung über einen kurzen Querschnitt in der Hohlhand das Ringband unter Schonung der Blutgefäße und Nerven längs durchtrennt wird. Dies führt – korrekt durchgeführt – zu einer dauerhaften Beendigung des lästigen Schnapp-Phänomens, stadienabhängig aber nicht immer auch zu einer sofortigen Rückbildung der Sehnenscheidenentzündung. Krankengymnastische Übungsbehandlung beschleunigt nach Eingriffen an den Langfingern die Wiederherstellung der Beweglichkeit mitunter erheblich – je früher begonnen umso nachaltiger.
Die konservative Behandlung ist allenfalls im Frühstadium eine echte Alternative. Hierbei wird ein stark entzündungshemmendes Medikament unmittelbar an das Ringband gespritzt. Oft ist aber der Bahndlungserfolg nur vorübergehend. Daneben ist insbesondere im Wiederholungsfalle das Risko einer nachhaltigen Schädigung der Sehnen zu beachten.
Da es sich grundsätzlich um die Folge einer Entzündung im Verlaufe der Finger-Beugesehnen handelt, fragen wir regelmäßig auch nach Kribbelmissempfindungen und Taubheitsgefühlen an Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Das Krankheitsbild stellt nämlich oft die Ursache für ein Karpaltunnel-Syndrom dar, da sämtliche Fingerbeuger mit dem Nervus medianus zusammen durch den Karpalkanal auf Höhe der Handwurzel treten und hier zu Einklemmungserscheinungen des Nerven führen können.